Laufen ist eine Metapher für die Verarbeitung eines Verlustes. Ein Langstreckenlauf (ein Wort, das für jeden etwas anderes bedeutet…) ist, genauso wie die Verarbeitung von Trauer, ein Prozess, in dem sich leichte Situationen mit fast unaushaltbaren abwechseln. Dabei ist es vorher nicht absehbar, wie sich diese Situationen gestalten, wie lange sie dauern und in welcher Reihenfolge sie auftreten.
Sicher, ein erfahrener Läufer kennt sich selber irgendwann besser als ein Anfänger – dennoch bleibt jeder Lauf eine Herausforderung.
Somit ist das Laufen für trauernde Menschen auf zwei Weisen wertvoll.
Zum einen setzen sie ihren körperlichen Empfindungen – die entweder durch zu wenig- oder zu viel Aktivität gekennzeichnet sind – Bewegung entgegen, die sowohl körperlich, als auch mental positiv motiviert.
Positiv bewertete Emotionen, wie sie beim Laufen entstehen, können sowohl Ursache als auch Folge körperlichen Aktivität sein (vgl. dazu Lobinger/Musculus/Bröker „Sportpsychologie“, 2021). Das heißt: wer trauert hat vielleicht keinen spontanen eigenen Antrieb loszulaufen, als Folge stellt sich aber fast automatisch ein positives Erleben ein.
Zum anderen öffnet das Laufen einen Denkraum, der dabei hilft über die eigene Trauer nachzudenken, zu sprechen und zu reflektieren. Dabei dient das Laufen als Metapher selbst und die Erfahrungen der Läufe können auf das eigene Trauererleben übertragen werden.